Von Rothenburg nach Bad Muskau – Nicht stehen bleiben
Der Weg führt vom Fluss weg, steigt hinauf über einen staubigen Geröllweg und erreicht eine alte Parkanlage. Oben am Rande der Ebene kreuzt der Radweg die nördliche Ausfallstraße von Rothenburg. Hier ist alles wieder dörflich. Die Stadt habe ich verpasst, weil ich die Abfahrtsschilder ignoriert habe und lieber auf dem Deich mit seinen alten Bäumen und Geschichten geblieben bin.
Hinter Rothenburg führt der Radweg abseits des Flusses auf einem Plateau entlang und trifft manchmal am Rande von Feldern auf eine Kante, wo hinter steil abschüssigem Gelände tief unten durch dichtes Blätterdickicht die Wasserfläche des Flusses heraufblitzt.
Näher als man glaubt
Es folgt Wald und auch hier ist der Fluss meist näher als man glaubt: Wer einmal nicht auf der verlockenden Asphaltpiste des Radwegs entlang schießt und stattdessen vom Rad steigt und etwas abseits zwischen Bäumen und Gebüsch stöbert, entdeckt tief unten zwischen den Bäumen den Flusslauf, der sich anmutig zwischen grünen Ufern glänzend über freiem Himmel entlang schlängelt; der Fluss im Licht und der Radfahrer im Schatten des Waldes.
Eine Kreuzung und eine Brücke
Bald führt der Weg über abschüssiges Gelände hinab ins Tal. Es tauchen die ersten Häuser mit alten Fassaden auf und kurz darauf enden die Schatten des Waldes. Unter freiem Himmel kreuzt eine größere Straße den Weg. Sie führt ostwärts über eine nahe Brücke zum polnischen Ufer hinüber, wo Podrosche liegt.
Ungeschleiftes Dorf
Der Ort erstreckt sich bis heute beiderseits des Flusses, verbunden von einer Brücke, die übergroß wirkt in dieser Dörflichkeit. Nur ein paar Häuser säumen den diesseitigen Deich. Drüben gibt es hingegen sogar einen Dorfplatz. Podrosche war immer ein kleines Dorf gewesen, einst mit dem bezeichnenden Namen Grenzkirch, und es verwundert, dass es nicht zu jenen geschleiften Dörfern gehört.
Das Summen der Reifen
Der Radweg verlässt bald das Dorf auf einem alten Deich, der bereits von Mönchen im 17. Jahrhundert angelegt wurde. Er streift er ein paar verschlafene Siedlungen und lenkt gelegentlich seine Richtung in einen nahen Wald am westlichen Talrand. Es ist so menschenleer inmitten der Muskauer Heide, dass man insgeheim zu hoffen beginnt, genügend Werkzeug dabeizuhaben, um gegen jeden Schaden gerüstet zu sein. Jetzt bloß nicht stehen zu bleiben! Das vorbeifliegende Land wirkt endlos und die Weite beunruhigt. Ein Tritt in die Pedalen ist erlösend, weil allein das Summen des Reifens das Vorwärtskommen spürbar macht.
Zur 1. Etappe
Die passende Radwanderkarte zum Oder-Neiße-Radweg gibt es hier.
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Empfohlene Literatur mit detaillierten Kartenausschnitten: Bikeline Radtourenbuch, Oder-Neiße- Radweg: Von der Neiße-Quelle zur Ostsee, wetterfest/reißfest
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