Von Gartz nach Penkun – Neue Perspektiven
Am nördlichen Ortsausgang ist alles wieder so wie am anderen Ende. Gartz wirkt wie ein stilles Dorf mit einer Straße und einem Sportplatz. Der Weg führt in den Schatten eines losen Mischwaldes.
Daneben reicht der eine oder andere Hang bis an den Asphalt, wo sich Trockenrasenkulturen ausdehnen. Parallel dazu drängt sich die Westoder an einem steilen Ufer entlang. Der gepflasterte Radweg trifft immer wieder auf die Westoder, die hier schmal und überschaubar ist.
Das Ende einer langen Reise
Am nördlichen Waldesrand nach einer rasanten Abfahrt liegt Mescherin – ein Ort den Sie sich merken werden, weil er das Ende einer langen Reise markiert, und weil er einen sympathischen Kleinzeltplatz hat, der sich am Ortsanfang hinter einem schlichten Gartenzaun versteckt. Ab hier wird alles anders sein. Es ist tatsächlich das Ende einer langen Reise und der Radweg berührt ein letztes Mal die Oder an den Hafenanlagen Mescherins.
Neue Wege
Gut ausgeschlafen in einer Pension oder auf dem Campingplatz sind weitreichende Entscheidungen für die nächsten Tage zu treffen. Am kleinen Grenzübergang trennen sich die Wege. Beide Wege sind neu. Einer nimmt den Pflastersteinpfad durch das breite wilde Odertal auf die andere Uferseite bei Gryfino/Greifenhagen, um von dort möglichst schnell Stettin zu erreichen. Der andere Weg führt hinauf ins ungeschützte Hügelland über karge von Steinen übersäte Felder.
Granit und Eiszeit
Der Kontrast zum fruchtbaren Flusstal ist hier enorm. Vom Granit, den die Eiszeit hierher geschoben hat, findet sich viel unter dem Rad wieder. Das ergibt abenteuerliche Buckelpisten, auf der kaum ein schnelles Vorankommen möglich ist. In kleinen zerklüfteten Tälern berührt der Radweg immer wieder die Märkische Eiszeitstraße und folgt ihr oft ein Stück. Dabei passiert der Weg einige Orte und Kleinsiedungen, von denen man meinen möchte, dass es sie unmöglich noch geben kann und das sie ein Museum sein müssen; doch tatsächlich sind es Exklaven in einem Zeitalter der Moderne.
Ein Rohdiamant
Die bedrückte Wehmutstimmung über den Verlust des Odertals weicht bald dem Charme einer Landschaft, die sich dem wohlwollendem Blick wie ein ungeschliffener Rohdiamant anbietet. Über halbverwachsene Hohlwege und verschlungene Zick-Zack-Pfade geht es allmählich nordwärts; wenn auch nur langsam. Es scheint, als hätte sich der Radweg dem gemächlichen Tempo der alten Dörfer angepasst, durch die er führt.
Hinweis: Die Anschlussradwege ab Mescherin sind neuerdings asphaltiert und dementsprechend komfortabel befahrbar. So entstand auch eine Querverbindung auf deutscher Seite über Rosow nach Stettin. Allerdings ist es ab dem Grenzübergang Pommellen vorbei mit den kleinen verkehrberuhigten Radrennpisten, die hier von KFZ- und LKW-Rennpisten abgelöst werden.
Zur 1. Etappe
Die passende Radwanderkarte zum Oder-Neiße-Radweg gibt es hier.
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Empfohlene Literatur mit detaillierten Kartenausschnitten: Bikeline Radtourenbuch, Oder-Neiße- Radweg: Von der Neiße-Quelle zur Ostsee, wetterfest/reißfest
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