Von Anklam nach Usedom – Hinterm Peenestrom
Vor der ersehnten Ankunft auf Usedom gilt es noch, mehrere kleinere Ortschaften am Wegesrand zu durchfahren. Das Land wird überraschenderweise hügelig. Und es gibt wieder Wald.
Dann, kurz bevor das Festland endet, führt der Radweg für eine kurze Strecke noch einmal durch jenes ebene und ausgeräumte Terrain mit dem tiefen Horizont.
Die Brücke
Kurz darauf ist es soweit: Der Radweg führt auf die Peenebrücke, die über den schwindelerregend breiten Strom nach Usedom hinüberführt. Ein Schiff schiebt sich unter der Brücke hindurch. Stromabwärts, in Richtung Ostsee, schmücken kleine und große Segeljollen den Peenestrom, der sich hier wie ein Haffgewässer ausdehnt.
Kein Zurück
Die Aussicht und die nahe Ankunft am gegenüberliegenden Ufer auf dem verheißungsvollen Land Usedoms wecken erhebende Gefühle. Auch wenn das Meer hier noch nicht zu sehen ist, weiß nun jeder, dass es geschafft ist. Ein Zurück gibt es nun nicht mehr. Niemand kehrt an dieser Stelle noch um. Der lange, beinah wochenwährende Weg hat ein gutes Ende gefunden. Was zuvor wie ein Traum oder wie eine Phantasterei klang: „Wir radeln bis zum Meer“, ist jetzt zum Greifen nahe und soll Wirklichkeit werden. Die tagelangen Staubpisten, die erbarmungslos brennende Sonne in den schattenlosen Weiten, die Schmerzen in den Gliedern und der verzweifelte Kampf um jeden Meter sollen nicht vergebens gewesen sein.
Glück
Das Leiden hat ein Ende – diese Gewissheit macht trunken und euphorisch vor Glück; ein Glück, dass man mit jedem Radler teilt, der abgekämpft mit verstaubten Packtaschen und sonnengegerbten Gesicht auf der Insel eintrifft. Den vielen Tagesradlern mit Körbchen am Lenker bleibt dieses Gefühl verschlossen. Sie bummeln dahin und scheinen ahnungslos zu sein, was es bedeutet, an seine Grenzen gegangen zu sein, um erst zuletzt zu erfahren, dass es sich lohnt, einen Traum wahr zu machen.
Der „Flow“
Die Oberschenkel und der Hintern schmerzen nun nicht mehr. Das Treten fällt leicht. Die Räder scheinen über den Asphalt zu fliegen. Es ist der „Flow“, dieser körperchemische Prozess, der sich ein weiteres Mal in Gang gesetzt hat. Er hat uns bis hierher getragen, aber noch nie zuvor hat er sich so gut angefühlt. Jeder hat jetzt nur noch dieses eine Ziel vor Augen: Die Ostsee sehen, den unendlichen Horizont und die Wogen, die schäumend den Strand umspülen.
Hinweis: Zwischen Kamp und Karnin verkehrt die Anklamer Fähre. Dazu gehört auch eine Fährverbindung für Radfahrer, die den Weg über Anklam auf die Insel Usedom umgehen möchten. Eine kleine Fahrradfähre bringt auf Abruf zu allen radfahrertauglichen Jahreszeiten Radfahrer vom Festland über den Peenestrom auf die Insel Usedom und umgekehrt. Die Fähre kann per Anruf geordert werden (eine entsprechende Telefonnummer wird vor Ort bekannt gegeben) und kostet 7 € pro Person und Überfahrt (Stand September 2011). Das ist zwar eine kleine Investition, aber dafür können Radfahrer mit dieser Fährverbindung die ca. 30 Kilometer Festlandverbindung über Anklam sparen und bekommen ein echtes Erlebnis geboten.
Zur 1. Etappe
Die passende Radwanderkarte zum Oder-Neiße-Radweg gibt es hier.
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Empfohlene Literatur mit detaillierten Kartenausschnitten: Bikeline Radtourenbuch, Oder-Neiße- Radweg: Von der Neiße-Quelle zur Ostsee, wetterfest/reißfest
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