Wandern auf stillgelegten Bahngleisen
Bahnfahren war gestern. Wer sein Fahrrad liebt und gerne reist, nimmt heutzutage gleich einen der immer zahlreicher vorhandenen Bahnradwege, die in Deutschland und anderen europäischen Ländern ehemalige Bahntrassen schmücken.
Die Natur holt sich die alten Gleise zurück. Naturliebhaber also raus in die Natur und die alten Bahntrassen entdeckt. Das Wandern auf Gleisen ist zwar nicht unbedingt neu. Mittlerweile gibt es ein ganzes Netz wirklich hervorragend ausgebauter Radwanderwege, die auf historischen Gleisstrecken verlaufen. Hier wurden die Gleise entfernt und die alten Trassen umfunktioniert. Der befestigte Untergrund alter Bahndämme dient hierbei als solide Unterlage für hochwertige und lange haltbare Asphaltdecken und das sanfte Höhenprofil der ehemaligen Bahnstrecken sorgt dafür, dass diese Radwege immer beliebter sind und auch gut von ganzen Familien und Nicht-Bergradfahrern genutzt werden können. Diese Vorteile hat man vielerorts bereits erkannt. Immer neue Bahnradwege werden erbaut, und ins europäische Radwegenetz eingefügt. So findet man Bahnradwege nicht nur in Deutschland, sondern bereits auch in anderen europäischen Ländern wie Polen, Tschechien und Dänemark.
1435 Millimeter Platz
Doch viele dieser Gleisanlagen liegen immer noch ungenutzt da. Das postindustrielle Zeitalter hat sie verwaist zurück gelassen. Sie sind wie verwunschene Orte, die langsam von dornigem Gestrüpp überwuchert werden. Aber auch zu Fuß können diese alten Wege gut erkundet werden. Groß ist die Verlockung des Entdeckers, dorthin hinauszugehen, das Dickicht beiseite zu schieben und alten Bahnschwellen freizulegen. Fast ein bisschen archäologisch ist die Freude, die man dabei empfinden kann. Doch auch für Nicht-Archäologen ist der knapp anderthalb Meter breite Weg zwischen zwei Bahnschienen reizvoller als man das vielleicht zuerst vermutet. Zwischen zwei Schienen liegen hierzulande 1435 mm, die mitteleuropäische Normalspurweite. Die bietet Platz genug für ganz unterschiedlich lange Abenteuer für große und kleine Füße.
Leicht erhöht mit Überblick
Die Vorteile liegen auf der Hand. Auf einem Bahndamm reist man leicht erhöht mit gutem Blick auf die Landschaft. Nicht umsonst mochten schon unsere Großeltern das Bahnfahren. Der Tritt ist immer fest und ohne Überraschungen; fast komfortabel, könnte man meinen. Doch in einem Gleisbett geht es sehr robust zu. Zu Fuß merkt man das schnell. Bahnschwellen und Schotter sind eine außerordentliche Belastung für Fuß und Schuh. Ein geübter Tritt mit Wochengepäck auf den Schultern ist ein Muss, und es kann auch leicht passieren, dass ein Schuh am Ende einer Tour auch mal neu besohlt werden muss.
Eisenbahn-Archäologie
Doch diese Strapazen lohnen sich. Hier und da ein alter Bahnhof mit Ortschild und den Überresten eines Bahnsteigs und die Etappen dazwischen werden hin und wieder aufgelockert durch eine Brücke, die einen Fluss oder eine Straße quert. Und so eine Brücke zu Fuß zu überqueren, ist ungleich spannender als die Zugfahrt darüber.
Die Vorteile vom Wandern (mit dem Rad und zu Fuß) auf Bahngleisen kurz zusammengefasst:
1. Ein Gleis nimmt vornehmlich den direkten Weg und verbindet auf effektive Weise zwei Orte.
2. Die Steigung von Gleisen ist immer mäßig (die maximal zulässige Steigung auf Gleisnebenstrecken kommt laut Gleisgeometrie auf 40 Höhenmeter je 1000 Längenmeter)
3. Ein Bahndamm ist in der Regel so ausgebaut, dass er bei jedem Wetter befestigt und beständig ist.
4. Ein erhöhter Bahndamm bietet meist einen guten Blick auf die umliegende Landschaft.
5. Das Reisen auf alten Gleisanlagen verbindet das Unterwegssein oft mit starken Eindrücken aus dem Industriezeitalter und lässt Raum für technische Entdeckungen.
Auf Roadreport.de vorgestellte Radwege, die teilweise oder ganz auf ehemaligen Gleisanlagen verlaufen:
Radwandern auf alten Bahndämmen wird immer beliebter. Mehr dazu auch hier!
Einer der bekanntesten Bahnradwege in Deutschland:
BahnRadweg Hessen: Entlang stillgelegter Bahntrassen durch Vogelsberg und Rhön, wetterfest/reißfest
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