Von Görlitz nach Rothenburg – Durch stilles Land
Der Weg aus der Stadt führt durch ein Gewirr von Straßen und Plätzen, und zuletzt auf die Ebene der Lausitzer Granitplatte hinein in ein stilles Land. Nie weit entfernt vom Neißetal schlendert der Radweg über einsame Alleen und leise Dörfer.
Auf den freien Feldern wird immer noch Ackerwirtschaft betrieben und Steine aus der mageren Erde gesammelt, die als Steinhaufen den Wegesrand säumen. Ab und zu reicht ein Dorf bis an den Rand der Neiße-Niederung, wo der Kontrast der grünen Flussaue einer abgelegenen Siedlung in Hanglage malerischen Reiz verleiht. So ist es auch bei der holzbewehrten Festung, die zur Rechten des Weges auftaucht und sich durch skurrile Holzwerke und in Bäumen hängenden Autos ankündigt.
Wenig abschreckend
Auf Radfahrer wirkt das wenig abschreckend, wenn die „Kulturinsel Einsiedel“ in ihre autofreie Zone einlädt. Wer sich traut, kann hier als Indianer oder Baumhausbewohner übernachten, Abenteuer erleben oder einfach nur Essen und Trinken und den begeisterten kleinen und großen Kindern zuschauen, wie sie den riesigen Holzspielplatz entdecken. Was einmal als eine Art Kleinkommunismus eines Kinderspielplatz-Bauunternehmens begann, ist mittlerweile zu einem richtigen Erlebnispark geworden, und manchmal wird es noch wie damals auf dem Bauhof gemacht: Es wird ein großes Musik-Sommerfest gefeiert, zu dem ein paar durchreisende Radfahrer stoßen.
Schnurgerade durch Wiesen und Felder
Den Trubel der Abenteuerlustigen zurücklassend, geht es zwischen gelbgoldenen Getreidefeldern abwärts in die Neißeniederung. Der Radweg führt schnurgerade durch Wiesen und Felder, die am Rande von den umliegenden Höhen begrenzt werden. In der Ferne wird Rothenburg sichtbar. Die Kirchturm-Silhouette erkennt man schon vom Lagerplatz von „Neisse-Tours“, die von hier aus Schlauchbootfahrten auf der Neiße und den umliegenden Flüssen organisieren.
Dörfer, die es nicht mehr gibt
Auf dem Deich verläuft der Radweg an alten Dörfer vorbei, die es nicht mehr gibt. Heute weisen Schilder auf ihre Wüstungen hin, wie sie in der Folge des letzten Krieges oft in diesem Grenzgebiet entstanden sind. Zur Legitimation der neuen Grenze schien es politisch sinnvoll, ganze Dörfer zu schleifen, damit keiner auf den Gedanken kam, dass dieser schmale Fluss vielleicht keine echte Grenze war. Heute ist die Grenze Realität und nichts erinnert mehr an jene Dörfer; bis auf die alten Eichen – die waren schon immer da.
Hinweis: Im Raum Rothenburg besteht ein direkter Anschluss an den Frosch-Radweg, der auch als Zubringer bzw. Querverbindung zum Spree-Radweg in Bautzen genutzt werden kann.
Zur 1. Etappe
Die passende Radwanderkarte zum Oder-Neiße-Radweg gibt es hier.
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Empfohlene Literatur mit detaillierten Kartenausschnitten: Bikeline Radtourenbuch, Oder-Neiße- Radweg: Von der Neiße-Quelle zur Ostsee, wetterfest/reißfest
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