Das Marienthal – Ein Kloster am Waldrand
Kühle Luft schlägt mir ins Gesicht, während ich mit monotonem Treten eine langgedehnte Anhöhe hinaufradle. Durch die Schatten glitzert mit tausendfachem Funkeln die Sonne durch das Blätterdach. Erst als sich meine Augen an das schattige Zwielicht des Waldes gewöhnt haben, erkenne ich, dass ich mich inmitten eines engen Tals befinde.
Es ist das Marienthal, das heute ein einzigartiges Naturschutzgebiet für diese sonst recht karge Gegend darstellt. Zur Linken stößt der Blick auf eine waldige Anhöhe und zur Rechten führt der Radweg dicht an einem Abhang entlang; tief unten fließt die Neiße. Auf der anderen Uferseite steigt eine schroffe Wand in die Höhe, auf deren Felsenabsätzen sich die Lausitzbahn durchs Tal schlängelt und in regelmäßigen Abständen ihr grelles Hornsignal in den Wald schmettert.
Staubwolken
Alte Eisenbahnbrücken kreuzen das Tal, unter deren Stahlkonstruktionen hindurch der Radweg verläuft. Der Weg ist meist ansteigend oder abschüssig. Nur auf den wenigen Passagen unten in der Talsohle, wo sich der Fluss in weite Mäander legt und ebenerdige Auenflächen geschaffen hat, ist die Piste ohne Gefälle. Oft findet der Radweg im engen Tal den Raum, sich neben dem Fluss dicht am Wasser entlang zu drücken. Der Asphalt wechselt sich oft mit einem Schotterweg ab, über dem die aufgewirbelten Staubwolken der Vorausfahrenden schweben.
Ein kleiner Schlenker
Das Tal belebt sich und erstes Fußvolk taucht auf, unter das sich hin und wieder eine Nonne gemischt hat. Dort, wo das Tal zurücktritt, führt der Radweg mit einem kleinen Schlenker durch ein Bogentor hindurch mitten auf den Innenhof des Klosters Marienthal, der nach der Enge von Tal und Wald schwindelerregend weit wirkt. Die Betriebsamkeit der Anlage ist heute durch ein vorrangig touristisches Publikum geprägt. Selbst das alte Wassersägewerk am Neißewehr steht still und statt einem Klappern summt im Inneren ein Stromgenerator.
Exquisite Lage
Einst besaß das Kloster das Fischrecht über das Marienthal, doch bis auf die täglichen Messen der verbliebenen Klostergemeinde hat das Wirtschaften heute ein professionelles Gastronomie- und Beherbergungsunternehmen übernommen. Dem Reiz des Klosters hat es nicht geschadet; den hat es nicht zuletzt seiner exquisiten Lage am Rande eines idyllischen Obstbaumhains zu verdanken, gegründet auf einem halbinselförmigen Landvorsprung, den die Neiße umfließt.
Zur 1. Etappe
Die passende Radwanderkarte zum Oder-Neiße-Radweg gibt es hier.
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Empfohlene Literatur mit detaillierten Kartenausschnitten: Bikeline Radtourenbuch, Oder-Neiße- Radweg: Von der Neiße-Quelle zur Ostsee, wetterfest/reißfest
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