Von Sermuth bis Dessau zur Mündung in die Elbe
Halbzeit. Ab dem Zusammenfluss von Freiberger und Zwickauer Mulde sind es Pi mal Daumen nur noch 135 Kilometer bis zur Mündung in die Elbe. Die Landschaft hat sich seit den Bergen des Erzgebirges komplett gewandelt. Hier gibt es keine besonderen Anstiege mehr. Die Vereinigte Mulde schlängelt sich nun sanft durchs mitteldeutsche Tiefland und der Mulde-Radweg folgt ihr, so gut er kann.
Die Fahrt nach Dessau ist ab hier bei normalen Bedingungen also gut an einem Tag zu machen. Und die Radwegeführung hilft dabei gut mit. Ab der Muldenvereinigung wurden über große Strecken Eisenbahntrassen zu Radwegen ausgebaut. Zwischen Grimma und Wurzen verläuft der Radweg fast ausschließlich auf alten Gleisbetten. So ist der Radweg hier alternativ auch als Muldetalbahn-Radweg ausgewiesen. Wie überall entlang alter Bahnstrecken, gibt es auch hier nur leichte Anstiege, die die Fahrt kaum bremsen und das Tagesziel Elbe im Blickfeld lassen.
Mitteldeutsches Tiefland
Und überhaupt hat die Mulde und die Landschaft hier einen ganz anderen Charakter angenommen. Die engen Mulde-Täler von Freiberger und Zwickauer Mulde im Erzgebirge sind jetzt fern. Am Zusammenfluss haben beide Mulden das mitteldeutsche Tieflandbecken erreicht. Die flache Landschaft erleichtert das Radfahren ungemein. Rasante Abfahrten kommen jedoch auch nicht mehr vor.
Windfrei
Einzig der Wind könnte auf den freien Flächen zum Spielverderber werden. Doch die Radwege führen vielerorts durch geschützte Bereiche, wo Wald, Hecken und andere streckenbegleitende Bahndammvegetation möglichen Gegenwind wirksam abmildern.
Fährzeiten
Und es gibt noch einen weiteren Grund, die Zeit im Blick zu behalten. Etwas nach der Hälfte der Strecke erreicht man die Fähre zwischen Gruna und Hohenprießnitz. Sie verkehrt in der Saison von 8 – 18 Uhr, und es wäre schade, wenn man diese Fährpassage über die Mulde verpassen würde, da sie die Verbindung zwei schöner Etappen des Mulde-Radwegs ist. Aber sollte man dennoch zu spät dort ankommen oder die Fähre fährt aus anderen Gründen nicht, dann muss man weiterfahren und den Weg über Bad Düben in Kauf nehmen, um dort am Ortsrand die Brücke über die Mulde zu passieren.
Muldestrände
Ab Bad Düben folgt ein besonderer Abschnitt des Mulde-Radwegs, der auf den Deichen der Mulde entlangführt. Von hier oben hat man einen guten Blick über den mäandernden Fluss, der insbesondere bei Niedrigwasser im Sommer mit seinen hellen Stränden ein schönes Bild angibt.
Badepause
Doch auch danach bleibt es idyllisch. Auf dem Weg nach Bitterfeld kommt man unmittelbar an zwei Seen vorbei. Das eine ist der Stausee der Mulde vor Muldenstein, das andere der Große Goitzschesee, ein ehemaliger Braunkohletagebau, der heute ein Naherholungsgebiet par excellence für die Bitterfelder Region abgibt. Es gibt hier verschiedene Radwegrouten entlang der beiden Seen, die man nutzen kann. Doch die Hauptroute des Mulde-Radwegs führt auf dem schmalen Landstreifen mitten zwischen den beiden Seen hindurch entlang des Ufers vom Großen Goitzschesee. Entgegen der sonst vielen einsamen Abschnitte des Mulde-Radwegs wimmelt es hier im Sommer zu fast jeder Tageszeit von Touristen und Ausflüglern. Wer die Zeit hat, kann hier eine Badepause an einem der vielen Badestrände entlang des Seeufers einplanen.
Mit Orientierungssinn durch Bitterfeld
Direkt von der Badestelle geht es dann direkt hinein nach Bitterfeld, wobei der Radweg nur einen kleinen Teil der Stadt streift, bevor er dann nordwärts wieder hinaus führt. Doch diese entscheidende Rechtsabbiegung nach Norden muss man erstmal finden. Leider fehlt es in Bitterfeld an Schildern, die kurz zuvor an den Radwegen entlang der Seen noch reichlich vorhanden waren. Stattdessen gibt es irreführende Wegweiser, die zumindest keine kontinuierliche Streckenführung durch die Stadt ergeben. Die Beschilderung in Bitterfeld ist für Mulde-Radweg-Reisende jedenfalls Humbug. Hier ist man auf den eigenen Orientierungssinn und eine Karte angewiesen. Erst außerhalb von Bitterfeld passt es dann wieder ganz gut.
Letzter Blick auf die Mulde
Schlecht beschilderte Streckenführungen entlang des Mulde-Radwegs sind tatsächlich aber eher die Ausnahme. Sonst funktioniert die Beschilderung entlang der Vereinigten Mulde ziemlich verlässlich. Erst kurz vor dem Ziel im Stadtgebiet von Dessau wird es noch einmal unübersichtlich. Irgendwo am Rande des Parks zwischen Dessau und Mildensee verliert sich leicht die Spur. Das liegt sicher auch daran, dass es hier verschiedene Wege an die Elbe gibt. Es gibt den direkten Weg mitten durch die Stadt Dessau oder den idyllischen Weg über die Jagdbrücke mit einem letzten Blick auf die Mulde, bevor man sich der kilometerlangen Weite des Elbe-Radwegs hingibt, der hier auf den Mulde-Radweg trifft.
Infos zum Mulden-Radweg: Die Mulde besteht aus zwei Flussläufen mit unterschiedlichen Quellen. Diese beiden Flüsse fließen erst im Verlaufe der Strecke weiter stromabwärts zusammen. Der Mulden-Radweg besteht entsprechend dieser topografischen Segmente aus drei Streckenabschnitten – dem Abschnitt entlang der Zwickauer Mulde (ca. 160 Km), dem Abschnitt entlang der Freiberger Mulde (ca. 105 Km), und ab dem Zusammenfluss beider Mulden als Abschnitt entlang der Vereinigten Mulde (ca. 135 Km). Deshalb wird auch in der Mehrzahl vom Mulden-Radweg gesprochen. Es gibt zwei Varianten, den Mulde-Radweg zu fahren. Beide Radwegvarianten beginnen in den Bergen nahe der deutsch-tschechischen Grenze, der Weg entlang der Zwickauer Mulde beginnt jedoch schon fast im Vogtland (noch Westerzgebirge) und der Weg entlang der Freiberger Mulde weiter östlich im Erzgebirge. Auch der Charakter zum Start der ersten Etappe ist unterschiedlich. So beginnt er Abschnitt an der Zwickauer Mulde auf der baumlosen Hochebene des Vogtlands bei Schöneck, während der Abschnitt der Freiberger Mulde bereits im waldigen Tal der Mulde bei Rechenberg-Bienenmühle startet.
Streckeninfos Mulde-Radweg – Vereinigte Mulde
Video-Report vom Mulde-Radweg – Etappe Freiberger und Vereinigte Mulde
Infos zu allen Mulde-Radweg Etappen
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