Sich auflösender Asphalt und maroder Beton
Der Oderhaff-Radweg ist ein Mysterium. Zwischen Ueckermünde und Anklam meint man, dass es ihn geben müsse, denn es steht ja auf den Schildern. Doch am gegenüberliegenden Ende des Haffs tief in der polnischen Heide mit Wald und Wiesen glaubt man an viel – z.B. an eine allmächtige Natur – jedoch nicht an einen Radweg.
Der Grund dafür ist simpel wie folgenschwer: Ein polnischer Radweg ist anders. Dieses Andere besteht in erster Linie darin, dass es kaum ausgebaute Radstrecken gibt. Stattdessen werden Radfahrer in Polen gerne auf wenig befahrene Nebenstraßen gelotst. Auch in Deutschland gilt das für viele Radwege, aber in Polen bedeutet das schnell eine Odyssee, bei der sich gepäckbeladene Tourenradler über abenteuerliche Buckelpisten quälen; so auch auf den Nebenstraßen, die als Oderhaff-Rundweg ausgewiesen sind. Das sind nicht unbedingt viele Pflasterstraßen, wie man es erwartet hätte, sondern streckenweise sich auflösender Asphalt.
Auf Feldwegen dem Horizont entgegen
Der Höhepunkt ist ein Abschnitt durch die menschenleere Haff-Niederung, wo beinahe metertiefe Spalten zwischen maroden Betonplatten den Weg zieren. Dort geraten selbst die polnischen Kleinwagen der Angler an ihre Grenzen, die sonst für gewöhnlich urplötzlich aus jedem Dickicht auftauchen können, um über Stock und Stein auf ins Nichts führenden Feldwegen dem Horizont entgegen zu poltern.
Die Haff-Umrundung als Grenzerfahrung
Es ist denkbar, dass der Streckenverlauf und die Beschilderung des Radwegs zwischen Wolin und Stettin zunehmend an die Bedürfnisse der Radwanderer mit Gepäck angepasst wird oder bereits angepasst wurde. Dennoch ist dieses Terrain eine wunderbare Quälerei und beinahe ein Garant für den richtigen Abenteuertrip: die Haff-Umrundung als Grenzerfahrung.
Der Kreis schließt sich
Die westliche Hälfte des Haff-Rundweges hat sich hingegen zu einer richtiggehenden Radrennstrecke gemausert, zumal der Streckenverlauf hier auch andere Radwege, wie den Oder-Neiße-Radweg, berührt. Es ist also für Jeden was dabei. Häufig wird insbesondere für den westlichen Abschnitt auch von einem separaten Radweg gesprochen, der dem Radwanderer nur das halbe Haff zumuten möchte. Aber der Kreis schließt sich erst mit der weitaus längeren polnischen Etappe – erst dann ist der Radweg ein Rundweg.
Hinweis: Der Radweg wird unterschiedlich bezeichnet; meist in irgendeiner Form als Haff-Radweg – z.B. Stettiner Haff-Radweg – wobei in der Regel der westliche Streckenabschnitt zwischen Stettin und Kamminke von etwas mehr als 100 Kilometern gemeint ist. Demgegenüber meint der Haff- bzw. Oderhaff-Rundweg die gesamte Umrundung des Haffs einschließlich des Teils zwischen Wolin und Stepnica.
Mehr über die polnischen Teilstrecken:
Mehr über die deutschen Teilstrecken:
Von Hintersee nach Ueckermünde
Die ideale Radwanderkarte von Bikeline mit Infos zu allen Abschnitten des Oderhaff-Rundwegs inkl. detaillierter Karten, Beschreibungen, Höhenprofilen und Infos zu Unterkünften gibt es hier.
________________________________________
Empfohlene Literatur mit detaillierten Kartenausschnitten: Bikeline Radtourenbuch, Oder-Neiße- Radweg: Von der Neiße-Quelle zur Ostsee, wetterfest/reißfest
Literatur mit detaillierten Karten zum Ostseeküsten-Radweg:
Die passende Karte zum Oderhaff-Rundweg inkl. Usedom:
Die Übersichtskarte zur Umgebung inkl. Radwegen:
Empfehlung: Die 10,-€ Sonderausgabe ist derzeit erhältlich.
Alle Radfernwege Deutschlands in einem Buch mit den wichtigsten Infos und Übersichtskarten auf über 600 Seiten.
[…] zum Oderhaff-Rundweg Verwandte Artikel:Oder-Neiße-/ Anschluss Oderhaffrundweg pt. 1Das Inselhopsen Usedom-Wollin endet […]
[…] zum Oderhaff-Rundweg Verwandte Artikel:Oder-Neiße-/ Anschluss Oderhaff-Rundweg pt. 2Die eigene Toleranzgrenze ist […]
[…] und teilweise identischer Streckenführung begleitet neben dem Oder-Neiße-Radweg nun auch der Oderhaff-Rundweg das […]
[…] kann man denen begegnen, die ab Mescherin den Weg über Stettin und den östlichen Bogen des Haffrundwegs gewählt haben. Wer sich vorgenommen hat, auf Usedom wieder in den Zug nach Hause zu steigen, wird […]