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Flussreport: Die Oder (Odra), 2. Teil

Der deutsch-polnische Grenzfluss

bienenwerderMit der Neißemündung zum Grenzfluss geworden, hat die Oder ihre zuvor westliche Richtung auf Nord geändert und strebt ab jetzt kontinuierlich der Ostsee entgegen.

Mit ihrer nördlichen Ausrichtung ist die Oder von einem grabenden zu einem schüttenden Fluss geworden, dessen Flussbett sich insbesondere im Bereich des Oderbruchs stetig anhebt. Nach Frankfurt (Oder)/Slubice beginnen unterhalb vom alten Klostersitz Lebus auf westlicher Seite die Eindeichungen des trockengelegten Oderbruchs, das sich als ein malerischer Vorbote des sich direkt anschließenden Nationalparks „Unteres Odertal“.

Die Festung an der Oder

Mit dem Erreichen der alten Festung Küstrin/Kostrzyn im Oberen Oderbruch vereinigt sich die Oder mit ihrem größten Nebenfluss, der Warta/Warthe bei Km 617, die mit ihrem Drittel Zulauf zur Wassermenge der Oder nun noch einmal entscheidend zur Breite der Oder beiträgt. Mit ihrer Verbindung zur Notec/Netze und dem Bromberger Kanal im alten Weichselurstromtal stellt die Warte eine direkte Inlandverbindung zum Weichselgebiet und Ostpreußen dar.

Ein Steppenfluss

Ein ungewöhnlich kontinentales Klima im Einzugsgebiet der Oder bedingt die niederschlagsarme Witterung und somit die extremen Schwankungen des Wasserpegels. Es ist das warmtrockene Hochdruckwetter im Sommer
und Herbst, welches dann für niedrige Wasserstände sorgt. Das ungewöhnliche Klima ist zudem auch der Grund dafür, dass die Oder in den Wintermonaten die häufigsten und längsten Vereisungen unter den Strömen Deutschlands aufweist. Die Oder gilt daher als ein Steppenfluss, was wiederum zur Folge hat, dass sich die Oderlandschaft im Laufe der Jahreszeiten gemäß der bis heute erhalten gebliebenen natürlichen Dynamik der Wasserstände in einem stetig wandelnden Bild darstellt. So liegt sie im
Winter und Frühjahr breit und satt in ihrem Bett und bildet oft seenartige Wasserflächen, die sich glitzernd über die ruhenden Wiesen der Flussaue legen. Im Sommer und Herbst hingegen ganz bescheiden, gibt sie dem saftigen Grün der sirrenden Wiesen und dem heißen Sand der hellen Strände den Raum für ein Sommeridyll von einladender Gastlichkeit.

Flora und Fauna
Die subkontinentale Lage der Oder bedingt ein hohes Vorkommen an typisch östlichen Stromtalpflanzen, wie die Weidenblatt-Schafgarbe oder das Tataren-Leimkraut. Feuchtgrünländer, Auwaldreste, Altarme und Überflutungsflächen bilden ein komplexes Ökosystem, das auch die Tier- und Pflanzenwelt dementsprechend schätzt. So versammeln sich eben diese einzigartigen Welten in ihren vielseitigen Formen in den weiträumigen Wiesen und Polderflächen. Zahlreiche Brutvögel, wie Kranich, Graureiher, Kormoran und Singschwan, aber auch etliche Entenarten, wie Graugans, Brandgans und Schellente werden dem bedachten und aufmerksamen Wasserwanderer nicht verborgen bleiben. Es sind aber auch seltene Arten wie der Schwarzstorch und Seeadler, die meist im Verborgenen anwesend sind. Im Frühjahr und Herbst wird die Landschaft durch das laute Leben großer Schwärme von Zugvögeln dominiert – die Oder bildet eine geographische Leitlinie für den Vogelzug – die die Wiesen als Sammel- und Rastplätze nutzen. Das amphibische Leben wiederum beeindruckt insbesondere durch den zahlreich vorhandenen großen Seefrosch und seine weit hörbaren Rufkonzerte zur Paarungszeit, die sich harmonisch über das abendlich ruhende Land legen. Aber auch der Biber mittendrin, ist wieder an der Oder heimisch geworden. Heute trifft man häufig auf seine Fraßspuren am Ufer, doch seine Biberburgen sind eher selten, weil meist verborgen an Seitenarmen gelegen, zu sehen. Nicht so aber der Biber, der sich in den sommerlichen Abendstunden des öfteren bei seinem geschäftigen Treiben beobachten lässt.

Die Oder (Odra), 3. Teil

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