Zeitreise durch altes Bauernland
Die Netze ist ein Paddelrevier mit außergewöhnlich konträren Charakterzügen – die Eindrücke wechseln zwischen beschaulicher Kleinflussidylle und weiträumiger Flussstromlandschaft.
Ihren Anfang nimmt sie ganz unspektakulär in gemäßigter Höhe im zentralen Polen zwischen Kolo und Wloclawek (Leslau). Von dort passiert sie in überwiegend nördlicher Richtung eine Reihe von Seen und fließt westlich am Stadtgebiet von Inowroclaw/Hohensalza vorbei, womit sie großstädtische Metropolen mit ihrem Lauf auch nicht weiter berührt und sich auf dörfliche Gegenden beschränkt.
Seit der Eiszeit
Südlich von Bydgoszcz (Bromberg) erreicht die Netze das Thorn-Eberswalder Urstromtal, wo sie ihre Fließrichtung entscheidend nach West abändert – eine bemerkenswerte Tatsache, da sie dem nordwärts gerichtetem Flussbett der heutigen Weichsel zwar bedeutend nahe kommt, aber doch den Weg nach Westen nimmt. Dass die Netze die naheliegende Vereinigung mit der Weichsel ausschlägt ist dadurch erklärbar, dass die große Weichsel selbst einmal in ihrer eiszeitlichen Periode diesen Weg westwärts ins Oderbruch nahm, als die Eismassen ein Abfließen nach Norden noch verhinderten.
Heute wird das Urstromtal aus der Weichsel-Eiszeit von der Netze und der Warthe genutzt. Bereits im Mittelalter bildeten diese beiden Flüsse somit eine natürliche Grenze zwischen den Herzogtümern Pommern und Polen.
Zwischen Oder und Weichsel
Ins Urstromtal mündet, aus dem Osten von Bromberg herkommend, rechts der Bromberger Kanal in den Flusslauf. Für diesen künstlichen Wasserweg von 26 Kilometern Länge wurde das weiter nach Osten auslaufende Urstromtal und ein kurzes Teilstück des natürlichen Flusslaufs der Brda (Brahe) genutzt, um eine direkte Verbindung zur Weichsel zu schaffen. In Bromberg in die Weichsel mündend, führt diese Verbindung mitten durch das Stadtgebiet und wurde nach seiner Erbauung von 1773 bis 1774 zu einer wichtigen Wasserstraße für die Transportschifffahrt in Europa, da sie über die Märkischen Gewässer eine schiffbare Verbindung von Deutschland und Westeuropa hin zur Weichsel und nach Ostpreußen schuf.
Alte Kilometerschilder
Heute für die Transportschifffahrt bedeutungslos geworden, fließt sie einsam und still an den alten Kilometerschildern am Ufer vorbei, die noch von ihrer belebten Vergangenheit zeugen, und bereitet dabei mit angenehmer Strömung einen Weg durch die umliegenden Sumpf- und Wiesenlandschaften, die westwärts allmählich durch traditionelle bäuerliche Bewirtschaftung geprägt sind. Ihr Weg wird dabei gelegentlich durch Stauanlagen mit schifffahrtstauglicher Schleusung unterbrochen – doch aktiv geschleust wird hier seit dem Ende der Berufsschifffahrt nicht mehr, und so muss die alte Mechanik in der Regel umtragen werden.
22 Hindernisse
Von Bromberg an der Weichsel bis Krzyz werden so 22 Hindernisse dieser Art passiert, aber die letzten 50 Km der Netze ab Krzyz liegen dann in völlig hindernisfreier Selbstbestimmtheit da und laden zu einer letzten Tagesetappe auf der Netze ein, wo nur noch die mit Steinen befestigten Ufer von der einstigen Betriebsamkeit auf der Netze zeugen.
Wölfe und Wildschweine
Mit der rechtsseitigen Mündung der Drawa (Drage) bei Km 48,7 erreicht der Flusslauf das im 18. Jahrhundert unter Friedrich Wilhelm I. trockengelegte Netzebruch, eine eingedeichte ehemalige Sumpf- und Morastlandschaft, die noch heute große Wildschweinpopulationen beherbergt. Im Gebiet der Netzer Heide bzw. Puszta sind zudem heute wieder eine gewisse Anzahl von Wölfen heimisch.
Vergangenheit atmend
Die Netze durchzieht diese kultivierte Landschaft von rustikalem Flair in solide strömender Gestalt und ihre Ufer sind hier von zahlreichen Weiden und Pappeln gesäumt. Bis heute ist dieser Gegend mit ihren weiten Wiesen und den vereinzelt eingestreuten Gehöften die Atmosphäre einer alten vergangenen Zeit erhalten geblieben, von der heute ggf. nur noch unsere Großeltern aus ihren frühen Kindheitstagen zu berichten wüssten.
Große Atmosphäre
Dem Wasserwanderer von heute bietet der Fluss hier zum Einen den Ausblick und die Weite auf eine Landschaft, wie sie in der Regel nur die großen Ströme Europas durchziehen, zum Anderen aber bleibt sie selbst ein beschaulicher Wiesenfluss, und macht gemütliches Wasserwandern in großer Atmosphäre möglich.
Viel zu schnell ist dann mit dieser Gemütlichkeit auch ihre Mündung bei der alten Festungsortschaft Santok (Km 69) erreicht, wo die Warta (Warthe) mit ihrem breiten Flussbett zu einer Weiterfahrt in den Sonnenuntergang einlädt. Mit dem Ende der Netze schließt sich westwärts an das Netzebruch das direkt anliegende Warthebruch an, das die Idylle der Netze beibehält.
Zum Gewässerexposé
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[…] zur Weichsel und damit in alle ostpolnischen Gebiete erlauben. Beide Kanalsysteme nutzen die Netze. Bei Konin gibt es eine Verbindung über mehrere Seen in den Oberlauf der Netze und im Unterlauf […]
[…] Durchquerung des Nationalparks im Mittel- und Unterlauf vorsehen, bietet sich eine Weiterfahrt auf Notec (Netze), Warta (Warthe) und Oder an. Dabei bewegt man sich 39 km auf der Netze und 69 km auf der Warthe bis […]
[…] der Oder nun noch einmal entscheidend zur Breite der Oder beiträgt. Mit ihrer Verbindung zur Notec/Netze und dem Bromberger Kanal im alten Weichselurstromtal stellt die Warte eine direkte Inlandverbindung […]