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Oder-Neiße-Radweg, 11. Etappe:

Von Forst nach Guben – Am Ende der Ewigkeit

abschnitt-forst-gubenForst ist die Stadt der Brücken. Es sind zumeist nur noch magere Skelette und die breite Stadtbrücke ist zerstört. Die bröckelnde Treppenpromenade schlummert seit den letzten Kriegstagen in der Flusswiese hinterm Deich.

Einst führte sie in den Stadtteil Berge, von dem nur noch eine einsame Baumallee am jenseitigen Ufer geblieben ist. Dazu die von Dickicht bedeckten Überreste aus Stein und Beton. Bis vor kurzem verboten dort noch bewaffnete Patrouillen das Fotografieren und Spazieren, als hätten sie Angst gehabt, dass dies alte Geister aufwecken könnte.

Melancholisch

Forst stimmt melancholisch und am Stadtausgang führt der Radweg an einer biederen Laubenpieper-Kolonie und der neuen Grenzbrücke vorbei ins flache Land. Unter den Rädern bleibt Ewigkeit zurück und neben dem Deich ab und zu die Fundamente einer alten Brücke. Der Fluss schwingt sich in weiten Mäandern durchs Land, denen Deich und Radweg folgen.

Ein Loch in der Welt

Am jenseitigen Ufer drängen bewaldete Hügelketten bis nah an den Fluss heran und begrenzen den Blick nach Osten. Auf der hiesigen Seite ist nur der flache Horizont und hin und wieder ein Dorf. Dann kommt der Tagebau, der ein tiefes Loch in die Welt geschlagen hat. Hier hat auch die Ewigkeit ihr Ende.

Verwaiste Bahnsteige

Entlang verwaister Bahnsteige geht es vorbei an einer wüstenartigen Mondlandschaft, zu der das intakte Landschaftsbild am gegenüberliegenden Ufer einen scharfen Kontrast bildet. Es folgen Dörfer, die sich wie schutzsuchend an den Deich schmiegen. Auch Guben wirkt am Rande wie ein Dorf. Nur die vorgelagerten Industriegebäude verraten die Ankunft in einer Stadt.

Autos von außerhalb

Nach dem Naemi-Wilke-Stift erreicht die Neiße schnell die Grenzbrücke nach Gubin, die heute über ein Wehr verläuft. Die Autos, die sich zum Grenzübergang schieben, kommen von außerhalb, doch der alte Weg über die Brücke führt immer noch geradewegs in die Pflastersteingassen der Altstadt.

Leerstelle in der Geschichte

Der größere Teil Gubens befand sich einst auf dem gegenüberliegenden Ufer, wo heute gekünstelte Basarstimmung herrscht. Der westliche Teil war lediglich eine Vorstadt gewesen und hat sich erst nach dem letzten Krieg zu einer eigenständigen Stadt entwickelt. Zwischen beiden Ufern liegt die ehemals belebte Liebesinsel; durch zwei Flussläufe vom politischen Festland getrennt, war sie bis vor kurzem eine Leerstelle in der Geschichte dieser Stadt. Doch Guben baute neue Brücken. Alte Hutfabrik und Kirche liegen seitdem wieder in der Mitte der Stadt.

Hinweis: Seit der EU-Osterweiterung avancieren viele ostdeutsche und westpolnische Grenzorte an Oder und Neiße zu Miniatur-Boomtowns, die sich Jahr für Jahr stark verändern. Auch in Guben passiert in letzter Zeit viel. Machen Sie sich davon ein Bild.

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Zur 1. Etappe

Allgemeine Streckeninfos

Die passende Radwanderkarte zum Oder-Neiße-Radweg gibt es hier.
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  1. […] Von Forst nach Guben – Am Ende der Ewigkeit […]

    Von Bad Muskau nach Forst – Durch die Wolfsschlucht - roadreport on März 11th, 2009 at 00:42

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