Bad Muskau und der Fürst-Pückler-Park
Die Hügelkette des Muskauer Faltenbogens, der sich hufeneisenförmig beiderseits der Neiße durchs Land zieht, kündigt die Kurstadt bereits an – doch wenn man, die alte Eisenbahnbrücke unterquerend, über einen stillen Seitenweg auf die große Straße am Ortseingang von Bad Muskau stößt, ist man davon überrascht, in welch lauten Touristenbetrieb man dort nach diesen einsamen Etappen geraten kann.
Der Radweg folgt dem aufgestauten Fluss stadteinwärts in ein Getümmel von Menschen, die zum polnischen Markt auf die andere Flussseite oder in den Fürst-Pückler-Park strömen. Das erhabene Flair eines typischen Kurorts hat sich in die abgelegenen Villenviertel in Waldnähe zurückgezogen. Es waren die Solequellen, die einst die Sorben dazu anregten, sich hier niederzulassen und ihre „Männerstadt“ namens Muzakow zu gründen.
Promenadenstimmung
Das kleine Zentrum unten auf dem Platz an der Neiße ist heute eng geworden und seit der Grenzöffnung gehört es den Tanktouristen. Später kamen mit der Wiederinstandsetzung der berühmten Grünanlagen die Parkgäste dazu, die das hektische Treiben um eine heitere Promenadenstimmung bereicherten.
Zwischen Frikadellen und Kebab
An den Straßen reihen sich vollbesetzte Imbissläden aneinander, und zwischen Frikadellen und Kebab führt die Brücke zum polnischen Nachbarort Leknica hinüber, der 1939 noch Lugknitz hieß und in die Stadt eingemeindet wurde. Diese Zusammengehörigkeit war nur eine kurze Episode. Bald nach der Stunde Null wurden beide Stadtteile wieder getrennt, womit auch die Flächen des Parks jäh auseinandergerissen wurden.
Zusammengeführt
Im Jahre 2008 sieht das schon wieder ganz anders aus. Dank Schengener Abkommen, im Dezember 2007 in Kraft getreten, und einer weiteren Brücke im Parkgelände sind – nun grenzübergreifend – beide Teile wieder zusammengeführt.
Ideal einer Landschaft
Ein schmaler unauffälliger Weg hinter der belebten Stadtbrücke führt in die Parkanlagen. Der Weg trifft unvermittelt auf eine Märchenfassade der Romantik. Pittoresk spiegelt sich ein Schloss Gartenteich, von dem kleine Fließe weiter in den Park ziehen. Es ist das Pückler’sche Ideal einer Landschaft, eingebettet zwischen Hügeln und riesenhaften Baumstämmen beiderseits der Neiße. Der Fluss wurde zum bestimmenden Element des Parks gemacht – die Neiße verhätschelt und verkleidet und in kleine Läufe gesteckt, damit sie leicht wie ein Bach, über kleine Wasserfälle hüpfend, durch den Park schlingern kann.
Sein Meisterwerk
Der Fürst hatte sein Meisterwerk gefunden, und so kam es, dass sich Hermann von Pückler-Muskau in den finanziellen Ruin gärtnerte, verkaufte, und in Cottbus neu anfing, wo er in Branitz den kleinen Bruder des Pückler-Parks formte.
Zur 1. Etappe
Die passende Radwanderkarte zum Oder-Neiße-Radweg gibt es hier.
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