Radfahren im Ruhrpott
Um sich auf das, was der Ruhrpott ist, vorzubereiten, können manchmal schon ein paar Folgen Schimanski helfen. In den verbauten Straßen mit den zweigeschössigen Arbeiterhäuschen klingt es bis heute ein bisschen so, wie es einem das Fernsehen immer weißmachen will – der hiesige Dialekt für Ortsunkundige kaum fassbar, aber schon oft gehört – echt original eben!Vom Radfahren im Ruhrpott hingegen hat das Fernsehen bisher nicht so viel berichtet. Doch so schlimm ist es mit dem Radfahren dort gar nicht, wie man sich das schnell ausmalt, wenn man an 6.000.000 Menschen und die vielen Autobahnen denkt, die sich auf einer Fläche von weniger als 4.500 Quadratkilometern tummeln. Das sind zwar durchschnittlich weit mehr als 1100 Einwohner je Quadratkilometer, doch es bleibt tatsächlich auch noch Platz für Radfahrer. Ein nicht unwesentlicher Grund dafür ist die gute Infrastruktur, die die Industrie zurückgelassen hat und die heute eben auch für Radwege umgenutzt wurde. Ein weitreichendes Geflecht aus unzähligen verwaisten Gleisanlagen und bis in den letzten Winkel führende Kanäle bieten eine schöne Flächenaufteilung, auf die man im Zuge einer touristischen Neuentwicklung der Region aufgesattelt hat. Früher Kohle und heißes Eisen, und heute Fahrräder und heißer Asphalt.
Was ganz besonderes
Eines dieser strukturierenden Elemente durchschneidet das Gebiet auf gesamter Länge: die Emscher. Dieser kleine Fluss entspringt nahe Dortmund und mündet nach kaum mehr als 80 Kilometern bei Dinslaken in den Rhein. Die Emscher ist es was ganz besonderes, nämlich eines der ehemaligen Industriegewässer des Ruhrgebiets. Gemessen am Maßstab eines Flusses oder Kanals ist die Emscher eigentlich nicht der Rede wert, wurde sie doch als Zu- und Abwasserrinne der Hochofenindustrie genutzt. Die Emscher ist bis heute auf weiten Strecken kanalisiert und will wegen ihrer eigenwilligen Uferbefestigung mit steilen abgeschrägten Betonwänden irgendwie ganz und gar nicht wie ein Fluss aussehen.
Die Emscher-Radwege
Sie war ein sogenanntes „Köttelbecke“ und galt Mitte des Zwanzigsten Jahrhunderts noch als schmutzigster Fluss Deutschlands, aber heute beschert die Emscher zwei der zentralsten Radwege durch das Ruhrgebiet, die sehr wohl die Rede wert sind.
Das ist einmal der Emscher-Weg, ein Radwanderweg, der auf ca. 120 Kilometern meist parallel zur Emscher verläuft und den Flusslauf von der Quelle bis zur Mündung begleitet. Der Emscher-Weg berührt dabei viele Punkte der Route der Industriekultur.
Dann gibt es noch den Emscher Park-Radweg, ein 230 Kilometer langer Rundradweg zwischen Dortmund und Duisburg, der das gesamte Emschertal zum Thema hat. Insgesamt ist es die grünere Variante von beiden Radwegen, denn wo der Emscher-Weg entlang der Emscher mitunter auf triste Industriebebauung trifft, kann der Emscher Park-Radweg oft auf eine naturbelassenere Umwelt ausweichen.
Beide Wege sind zwar unterschiedlich, aber kreuzen sich oft oder verlaufen teilweise auf denselben Straßen. So erlebt man auf einer Radtour mitten durch das Ruhrgebiet irgendwie immer auch beide Radwege.
Aber man kann das Ruhrgebiet auf einem noch weitläufigeren Parcours entdecken, als die Emscher-Radwege es ermöglichen. Der Radweg Rundkurs Ruhrgebiet umfasst auf einem 350 Kilometer langen Rundkurs die äußeren Bereiche des Ruhrgebiets. Alle Rundkurse sind übrigens durch Verbindungswege miteinander vernetzt, die meist in Nord-Süd-Richtung angeordnet sind. Dadurch ist es immer möglich, von einem Radweg auf den anderen zu wechseln.
Übersicht zum Radwegenetz im Ruhrgebiet
Außerdem: Zukünftig wird ein Emscher-Kanal die Emscher als Abwasserleitung ablösen. Damit kann die Renaturierung der Emscher, die bereits an vielen Stellen erfolgreich begonnen wurde, entscheidend weiter vorangetrieben werden.
Es hat sich etwas geändert? Hier geschilderte Informationen entsprechen nicht mehr der Wirklichkeit da draußen? Dann lasst das bitte alle wissen und kommentiert diesen Beitrag.
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Eine gute Übersicht über die gesamte Region aus Radweg-Perspektive
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