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Flussreport: Die Oder (Odra), 1. Teil

Schlesiens Seele

crossen-an-der-bobermuendung„Saßen auf dem Verdecke,
Glocken klangen, alte Zeit,
Und der Himmel wurde blauer
Und die Seele wurde weit.“                            Theodor Fontane

Kaum der mährischen Wiege – eine Hochfläche im Odergebirge – entronnen, die idyllische Hügellandschaft Schlesiens im sanften Lauf durchwunden, macht sich die Oder nach 639 Kilometern vereint mit der Neiße als östlichster Strom Deutschlands auf den Weg nach Norden, um eine karge Endmoränenlandschaft zu durchbrechen.

Die Nummer 13

So legt sie sich heute als einer der 13 größten Flüsse Europas, flach, breit und träg wie ein blaues Band in ein überwiegend eiszeitlich geprägtes Urstromtal, um sich nach 860 Kilometern dem zwischen der Mecklenburgischen und der Pommerschen Seenplatte eingebetteten Stettiner Haff hinzugeben und letztendlich nach 912 km ihre Wasser mit denen der Ostsee zu mischen.

Durch Kuh- und Hultschiner Ländchen

Ihren Anfang von einer Hochebene des Odergebirges nehmend, plätschert sie hinunter ins Kuhländchen, wo ihr junger Lauf im östlichsten Tschechien zwischen Beskiden und Sudeten in einem schmalen Tal den Südostrand der Sudeten umschlängelt. Durch die Mährische Pforte läuft die Oder dann nordwärts als Wald- und Wiesenfluss ins flachere Land aus. Oft durch Mühlenwehre befriedet und von alten Fischzuchtteichen begleitet, erreicht der Fluss mit der Oppa-Mündung das Hultschiner Ländchen, von wo er die tschechisch-polnische Grenze bei Bohumin, dem alten Oderberg, erreicht.

Grenzmäander

Als frei mäandernder unbegradigter Flusslauf bildet sie auf mehreren Kilometern die natürliche Grenze zwischen Tschechien und Polen im heutigen tschechischen Naturreservat „Poodri“, wobei sich ihr Lauf in einem stetig wandelnden Bild gestaltet. So ist der heutige Verlauf des Flussbetts auch nicht mehr exakt der ursprünglichen Grenzziehung entsprechend, ein bemerkenswertes Zugeständnis, das hier der Oder als freien natürlichen Flusslauf eingeräumt wird.

Śląsk

Das schlesische Kernland erreicht die Oder mit der Olse-Mündung, von wo sie auf 150 Kilometern bis Wroclaw/Breslau überwiegend begradigt fließt und mit vornehmlich nordwestlicher Tendenz in weiten Bögen die alte schlesische Schlösser- und Kulturlandschaft durchwandert und dabei einige sehenswerte kulturhistorische Zentren, wie Oppeln, Breslau oder das Kloster Leubus, passiert.

Kanäle und Kilometerschilder

Schon ab Raciborz/Ratibor als schiffbar geltend, so zeigt es auch die einsetzende Kilometerbeschilderung, ist die Oder tatsächlich ab dem Hafenbecken von Kozle/Cosel bei Schifffahrtskilometer 98 für die allgemeine Transportschifffahrt zugänglich. Der ab hier kanalisierte Flussweg ist bis Breslau, mit zahlreichen Durchstichen begradigt, durch 23 geschleuste Staustufen gebrandmarkt. Ursprünglich war Cosel auch als Kreuzungspunkt für den nie fertig gestellten Donau-Oder-Kanal von 320 Km Länge vorgesehen. Als Relikt bleibt ein westwärts
abzweigendes Teilstück von 5,6 km Länge, der Heidebrecker/Kedzierzyn Kanal, und der ostwärts abzweigende Gleiwitzer (auch Oberschlesischer) Kanal von 41 Km Länge (als „Adolf-Hitler-Kanal“ im Dezember 1939 eingeweiht), der heute den alten Klodnitz-Kanal im gleichnamigen Tal ersetzt und eine schiffbare Verbindung zu den oberschlesischen Industrie- und Bergbauregionen schafft. Im Gebiet von Wroclaw wird die Durchgangsschifffahrt über einen östlichen Umgehungskanal am Stadtkern mit den liebenswerten verwinkelten Wasserläufen und den Oderinseln vorbeigeleitet. Breslaus Stadtkern auf dem Wasserwege zu
entdecken bleibt aber ein lohnenswertes Erlebnis, wobei im Stadtgebiet allerdings einige Wehranlagen zu überwinden sind – ob die Schleusen jedoch noch heute alle betrieben werden, ist unklar.

Stolperstufen

Mit der Wiedereinmündung des Umgehungskanals in den Oderlauf unterhalb der Stadt wird die bisher letzte Staustufe bei Brzeg Dolny/Reichwald-Dyhernfurth passiert. Ab hier ist der freie Flusslauf in seiner über 100 m umfassenden Breite nur noch durch Buhnen reguliert und bietet dem Wasserwanderer einen komfortablen hindernisfreien Wasserwanderweg. Allerdings sind für den Ausbau der Schifffahrt zukünftig noch zwei Staustufen westlich von Wroclaw geplant – ein ökonomisch unsinniges Vorhaben, das das bis heute größte verbliebene Auwaldsystem der Oder unterhalb von Wroclaw bedroht, das der Fluss im niederschlesischen Gebiet um das Kloster Leubus passiert (mehr dazu beim Aktionsbündnis „Zeit für die Oder“).

Die Oder, 2. Teil

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    Die Oder (Odra) - roadreport on September 7th, 2009 at 17:50

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